Häufig gestellte Fragen zu dem Modellaquarium
  
Die Mehrzahl der Fragen zu dem Modellaquarium beziehen sich auf die
gewählten Parametrisierungen. Die Auseinandersetzung mit den
Parametrisierungen ist bei allen Modellierungen dynamischer Systeme sinnvoll
und notwendig. Aber vorab: Das Modell ist parameterstabil. Das bedeutet,
daß sich die prinzipiell möglichen Systemzustände nicht
ändern, wenn man immer von einer unterschiedlichen Toleranz von
höheren Pflanzen und Algen gegenüber Nährsalzen ausgeht. Was
sich ändert, sind jeweils die quantitativen Ausprägungen.
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    Wie erklären sich die gewählten Wachstumsparameter in den
    Zustandsgleichungen?
    
    Im Modell wachsen Algen fast um den Faktor 10 schneller als die höheren
    Pflanzen. Wenn es auch aufgrund der Artenvarianz außerordentlich schwierig
    ist, etwas über den Vergleich der Wachstumsgeschwindigkeiten auszusagen,
    kann man generell feststellen, daß Algen schneller wachsen können
    als höhere Pflanzen. Um eine plausible Anschauung für dieses Modell
    zu bekommen, sollte man sich die Simulationszeiten in Tagen denken. Dann
    verdoppelt sich bei den gewählten Parametern die Nettoalgensubstanz
    in einem knappen Tag, die Substanz der höheren Pflanzen ca. alle acht
    Tage. Vorausgesetzt sind hier also recht schnellwüchsige Pflanzen.
    Ferner ist in dem Modell vorgegeben, daß höhere Pflanzen und Algen
    absterben. Während dieses Phänomen bei höheren Pflanzen
    sinnfällig ist, gelten Algen als unsterblich. Das gilt aber nur prinzipiell:
    Bei einer Dichtebestimmung durch Plattieren der Algen kommt man
    regelmäßig auf etwas niedrigere Werte im Vergleich zum
    Auszählen. Diese Differenz bildet auch den Richtwert für die hier
    gewählten Absterberaten.
    
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    Welche empirische Basis haben die Tabellenfunktionen?
    
    Die Tabellenfunktionen beschreiben einen Wachstumsfaktor in Abhängigkeit
    vom Nährsalzangebot im Aquarium. Allein der Begriff Nährsalz stellt
    eine erhebliche Vereinfachung dar. Tatsächlich gemeint sind Phosphate
    und Stickstoffverbindungen wie z.B. Nitrat. "Zu viel Phosphat fördert
    das Algenwachstum, zu hohe Nitratwerte schädigen nachweislich eine ganze
    Reihe von höheren Aquarienpflanzen. Durch Fischfutter wird beides
    gleichermaßen dem Aquarium zugeführt." Diese Aussagen sind die
    Quintessenz einer Vielzahl von Tips in aquaristischer Literatur. Dem Autor
    des Modells liegen aber keine Meßkurven vor, die diese halbquantiativen
    Aussagen genauer fassen. Deshalb sind die Tabellenfunktionen eine
    willkürliche Umsetzung der halbquantiativen Angaben, wie sie in der
    entsprechenden Zeitschriften oder Fachbüchern zu finden sind. Diese
    willkürliche Umsetzung von halbquantitativen Angaben mindert nicht die
    Legitimität der hier vorgestellten Simulation. Vielmehr ist im Sinne
    von "Was wäre ...wenn" dieses eine häufige Vorgehensweise, um
    herauszufinden, welchen Einfluß überhaupt denkbare
    Parameterkonstellationen haben können. Selbstverständlich kann
    man die halbquantiativen Aussagen auch quantitativ anders umsetzen und die
    Folgen simulieren.
    
    Eine weitere, nur unter Plausibilitäten gesetzte Modellannahme ist die
    des logistischen Wachstums von Algen und höheren Pflanzen zusätzlich
    zum ressourcenorientierten, so daß die Effekte des logistischen und
    des ressourcenorientierten Wachstums sich multiplizieren. Damit wird vermieden,
    daß bei bestimmten Konstellationen Pflanzensubstanz und/oder Algensubstanz
    beliebig groß werden. Tatsächlich kann man sich vorstellen, daß
    bei besonders dichten Algen- oder Pflanzenbeständen die Annahme, alle
    anderen Wachstumsfaktoren seien optimal, unrealistisch ist. Dieser Annhame
    trägt das logistische Wachstum Rechnung. Empirische Befunde, wie sich
    die suboptimale Kombination von Faktoren in Aquarien auswirkt, sind dem Autor
    nicht bekannt.
    
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    Kann man sich eine konkrete Anschauung von den Zahlenwerten zu der
    Nährsalz-, Algen- und Pflanzensubstanz machen?
    
    Die Zahlenwerte, die die Nährsalz-, Algen- und Pflanzensubstanz
    beschreiben, haben alle die identische Dimension, wir wollen sie hier - auch
    das ist eine Entscheidung - als Algeneinheiten der Gattung Chlorella auffassen.
    
    Wenn man davon ausgeht, daß sich die Zahlenangaben zur Maximaldichte
    (Max_Pflanzen, Max_Algen) im Modellaquarium auf einen Wasserkörper von
    10 Kubikzentimeter beziehen, dann bedeutet das an maximaler Pflanzenmasse
    in einem Liter folgendes: 0,1 mm dickes Blatt mit der Breite von 1 cm und
    der Länge von 100 cm. Leicht kann man sich ein entsprechendes
    Vallisnerienblatt vorstellen.
 
  
©   Helmut Kohorst   &  Philipp Portscheller
  01.08.1996 
  
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